Am Freitag, 15.1., nahmen sich rund 10 Leute der KriSU einige
Stunden Zeit, um sich intensiv über das KriSU-Projekt
"Kartierung Solidarischer Ökonomie" zu unterhalten. Die
Klausur vom 5. und 6.1. hatte den Grundstein gelegt. Der
Workshop konkretisierte die Debatte.
Als Solidarische Ökonomie werden dabei Projekte verstanden,
die (1) auf Selbstverwaltung und Kooperation beruhen, (2)
eine Bedarfs- anstatt einer Profitorientierung aufweisen
und (3) zum Lebensunterhalt der Beteiligten beitragen.
Solidarische Ökonomie will eine Alternative zum Kapitalismus
bieten, die in Ansätzen bereits existiert.
Zuerst diskutierten wir verschiedene Projekte zur Projekte
im Bereich Solidarökonomie, Open Mapping und Freeconomy:
Datensammlungen / Mappings / Ressourcenpools
http://www.kmfn.de/rnf/
http://geldlos.at/angebote_liste.php
http://spreadsheets.google.com/
ccc?key=0AiJ9wl9qbZEzdGRYY2YzRlhHemVMT3ZFd1otSHp0anc&hl=en
Definitionsversuche, Taxonomien Solidarischer Ökonomie
http://en.solecopedia.org/index.php?title=Solidarity_economy
http://www.keimform.de/2010/01/11/commons-in-a-taxonomy-of-goods/
http://www.mindmeister.com/28717702/everything-open-and-free
openstreetmap
http://www.openstreetmap.org/
http://www.opencyclemap.org/
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Map_Features
Netzwerke
http://www.wiserearth.org/
http://factorefarm.org/
Keines der bestehenden Tools schien uns unmittelbar für unsere
Ansprüche geeignet. Als vorbildhaft wurde das Konzept des
openstreetmapping bewertet. Dabei erarbeiten die user_innen in
einem transparenten und offenen Prozess eine emergente
Klassifikation der "Objekte" (in diesem Fall: von Straßen etc.).
Niemand legt vorher fest, welche Kategorisierungen getroffen
werden. Das System arbeitet mit "tags", die aus einem "key"
(Hauptkategorie) und einem "value" (Unterkategorie) bestehen.
Objekte werden verortet und mit einem tag versehen = "kartiert".
Ein solcher Zugang folgt der Logik vernetzten, geflechtartigen
Denkens. Das Ergebnis ist im Fall von openstreetmap eine
praktisch außerordentlich brauchbare Karte.
Anschließend erstellte jede/jeder für sich mit Zettel und
Schreibstift eine "Mind Map" des "Solidarökonomischen Wien":
Was würden wir kartieren? Wie würden wir tags vergeben?
Es zeigte sich, dass manche eine ganze Fülle verschiedener
Ressourcen als "Kartierungsgegenstände" definierten (z.B.
Gratisbadeplätze, Dumpstermöglichkeiten; Hausflure, die mit
dem Z-Schlüssel zugänglich sind,Fruchtsträucher etc.) andere
sich eher auf solidarökonomische Projekte im engen Sinn k
onzentrierten (ida, EKH, Amerlingbeisl etc.). Wieder andere
betonten die hybriden Formen von Ökonomien, wozu neben den
besetzten Hörsälen auch das "Wohlwollen" staatlicher Stellen
etc. gezählt wurde. Es wurde mehrfach betont, dass die im
Kapitalismus unsichtbar gemachten Tätigkeiten und V
erhaltensweisen – die unbezahlte Hausarbeit, Care Tätigkeiten,
die Familie – genauso wichtig sind wie die sichtbaren Projekte
Solidarischer Ökonomie. Schließlich wurden auch die
kapitalistisch organisierten und verwalteteten Produktionsmittel
und Infrastrukturen als interessante Kartierungsgegenstände
genannt: "Produktionsmittel, die wir haben wollen bzw. brauchen
– mitsamt der Frage, welche kapitalistischen Betriebe z.B. für
eine Besetzung geeignet wären und welche man stilllegen muss;
welche davon für eine Lokale Ökonomie essenziell sind; woher
sie ihre Ressourcen beziehen und wie man ihren Stoff-Fluss
lokal schließen könnte.
Damit im Zusammenhang wurde auch der Sinn und die Motivation
der "Kartierung" diskutiert. Zentrales Ziel, so wurde betont,
besteht im Aufbau von Strukturen, die eine Alternative zum
Kapitalismus bieten können. Dabei müssen neue Formen von
Beziehungen und Stoff-Flüssen außerhalb von Markt und Staat
entwickelt werden. Es geht um "solidarökonomische
Produktionsketten".
Die Kartierung Solidarischer Ökonomie wird folglich nur ein
Teilgebiet des Projekts sein. Eine Erhebung solidarökonomischer
Projekte nach brasilianischem und hessischem Vorbild mittels
Fragebögen wird durch das Projekt keineswegs ausgeschlossen,
ist aber vorerst nicht Gegenstand der AG.
Als "Titel" des Projekts wurden versuchsweise vorgeschlagen:
"Vivir bien" sowie "Ressourcen für ein nicht-kapitalistisches
Leben" (Ressourcen umfassend verstanden: inkl. Verhaltensweisen,
nicht-kapitalistische Momente in kapitalistischen Strukturen,
natürliche und kulturelle Ressourcen, solidarökonomische
Projekte etc.).
Der nächste Schritt besteht im Aufsetzen eines Wiki, in
dem erste Versuche mit der Erfassung von "Ressourcen für
ein nicht-kapitalistisches Leben" gestartet, mit tags
experimentiert und eventuell erste Karten erstellt werden.
Die AG ist für alle Interessierte offen, wird aber bis zur
Fertigstellung eines Prototyps geschlossen arbeiten. Wer in
die Email-Liste der AG will, bitte Mail an krisu@riseup.net
Verbreitung der Online-Petition nach wie vor erbeten:
http://www.petitiononline.com/KriSU09/petition.html