Aufruf

Uni für Alle! Kommt und bringt Euch ein!

Für eine Kritische und Solidarische Universität!

Die
Proteste zeigen den Unmut der Studierenden über ihre
Arbeitsbedingungen. Vielen Studis droht Verarmung, viele leben bereits
an und unter der Armutsgrenze. Demokratie wird abgeschafft und der
Druck zu sinnloser Leistung im Dienste der zerstörerischen Konkurrenz
erhöht. Genauso geht es vielen anderen Arbeitenden in Österreich und
weltweit. Diese Gesellschaft hat so wie sie ist, keine Zukunft. Die
Universität wie sie ist, darf nicht bestehen bleiben.

An der
Universität gibt es zu wenig Raum, sie tötet Kreativität und macht
Selbstentfaltung unmöglich. Sie soll auf der einen Seite zu einem
exklusiven Club der oberen Zehntausend werden, im Dienst von Kapital
und Konkurrenz, auf der anderen Seite zu einer Anstalt, die billige,
unkritische Arbeitskräfte hervorbringt. Eine breite Welle der
Solidarisierung hat gezeigt: dafür gibt es keine Mehrheit.

Die
Krise der kapitalistischen Gesellschaft drängt zu Lösungen:
wirtschaftlich, ökologisch und sozial. Die gegenwärtige Universität
kann dazu nur wenig beitragen. Wir brauchen stattdessen eine
Solidarische Universität für alle. Sie muss sich für das Wohl der
Arbeiter_innen, Angestellten und Erwerbslosen einsetzen ebenso für
jene, die zu Hause arbeiten. Es geht nicht um sinnloses
Wirtschaftswachstum, Konkurrenz und Elitenbildung, sondern um ein
selbstbestimmtes Leben für Alle hier und jetzt.

Mit unserer
Aktion setzen wir die beherzte Solidaritätserklärung der Stadt Wien in
die Tat um und laden alle dazu ein, jetzt damit zu beginnen, eine
Kritische und Solidarische Universität aufzubauen. Was Studierende und
Nicht-Studierende in den Hörsaal-Plenas in ganz Österreich in den
letzten Wochen entwickelt haben, wollen wir hier fortführen: eine
basisdemokratische Organisation mit selbstverwalteten Strukturen. Diese
beschränkt sich nicht auf Studierende, sondern ist für alle
Arbeiter_innen und Angestellten, Erwerbslose, Hausmänner und -frauen
offen.

Wir wollen eine andere Universität, die
unterschiedliche Gesellschaftsgruppen vereint, die sich kritisch mit
der bestehenden universitären Struktur und Organisation
auseinandersetzt und sowohl auf praktischer als auch auf theoretischer
Ebene agiert. Für die Verwirklichung dieser Ziele sind
gesellschaftliche Freiräume notwendig, die nicht der Kontrolle durch
Wirtschaft und Staat unterliegen. Wir glauben nicht an die
Versprechungen des Kapitalismus, wir glauben nicht an die Fähigkeit des
Staates, für unser Wohl zu sorgen. Wir wollen eigenständig unser Leben
in unsere Hände nehmen.

Die Räume, die wir in Nutzung nehmen
wollen, sind für alle offen, die ihr Wissen frei und selbstbestimmt
entwickeln wollen, für Gruppen, Gewerkschaften, Einzelpersonen,
Lehrende, Studierende, Schüler_innen und so fort. Sie sind kein Ersatz
für die besetzten universitären Räume, sondern deren Ergänzung und
Erweiterung.

Mit permanenten Räumlichkeiten wollen wir
selbstverwaltete Aktivitäten schaffen. Ein Raum für gewerkschaftliche
Organisierung und Planung, kritische Lehrveranstaltungen, Lesekreise
und Workshops. Er soll für Projekte und Gruppen von und mit
Migrant_innen, für die Beratung und Begleitung solidarischer
Initiativen, für die Entwicklung gesellschaftspolitischer Alternativen
sowie für freie Kunst und Kulturproduktion offen zugänglich sein. Viele
weitere Aktivitäten sind möglich und herzlich willkommen.

Grundsätze
wie Selbstorganisation, Feminismus und Anti-Diskriminierung stellen
einen unverzichtbaren Bestandteil dieser Räume dar. Es soll ein
nicht-kommerzieller Treffpunkt, Lern- und Diskussionsort sein, der für
alle offen ist.

Wir freuen uns, dass die Stadt Wien sich mit
den Anliegen der Studierenden solidarisch erklärt hat und hoffen auf
die Unterstützung in unserem gemeinsamen Bemühen, eine rasche Lösung
für die von den Studierenden kritisierten Missstände zu finden. Zudem
wollen wir einen ersten Schritt machen, um allen Studis ausreichend
Raum zu gewähren. Denn im Durchschnitt kommen auf eine Studierende bzw.
einen Studierenden in Österreich nur 6,5 Quadratmeter Nutzfläche.

Uni für Alle! Für ein besseres Leben hier und jetzt!

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